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2020-hr_erlebnis_hessen

Hier werde ich einen Begleittartikel schreiben, der möglichst vor der Erstausstrahlung im Fernsehen am 25. August 2020 auf unserer Homepage erscheinen soll, um Fehler richtig zu stellen.

Ankündigung des HR

erlebnis hessen

Alles teilen – Leben ohne Besitz

Wenn Marcus ins Kino geht, nimmt er sich Geld aus der Gemeinschaftskasse. Braucht er Geld für einen Urlaub mit der Familie, entscheidet das Plenum, das tagt immer dienstags. Marcus findet das selbstverständlich, wie auch seine 80 Mitbewohner*innen in der Kommune in Niederkaufungen bei Kassel.

1986 gegründet, ist sie heute ein Unternehmen mit Bauernhof, Gemüseanbau, Hofladen, Schreinerei, Kita und Altenpflege. Viele Bewohner arbeiten in den kommuneeigenen Kollektiven, manche verdienen das Geld extern. Das Einkommen wird für die Gemeinschaft erwirtschaftet, einmal im Monat hängt der aktuelle Finanzstand aus, absolut transparent. Sie teilen Wohnungen und Wertvorstellungen. Das sind vor allem: Ohne Hierarchie solidarisch und ökologisch miteinander leben. Auf Besitz zu verzichten, nicht in Kleinfamilien zu leben, über alles gemeinschaftlich zu entscheiden – ist das ein Modell für die Zukunft? Neue, junge Mitbewohner zu finden, gestaltet sich gar nicht so leicht.

Begleitaritkel zum Film "Alles Teilen - Leben ohne Besitz"

Am 25. August 2020 erschien in der Reihe „erlebnis Hessen“ des Hessischen Rundfunks ein Film über die Kommune Niederkaufungen, der anhand von fünf Protagonistinnen erzählt wurde. Leider haben sich dabei einige Fehler und Ungenauigkeiten eingeschlichen. Daher werden in diesem Artikel einige Aspekte des Lebens in der Kommune Niederkaufungen näher erläutert, um Missverständnissen vorzubeugen.

Gemeinsam wirtschaften

Bereits der Titel „Leben ohne Besitz“ ist missverständlich. Als Besitz wird die konkrete Verfügung „Herrschaft“ über einen Gegenstand bezeichnet. Dabei ist es irrelevant, ob mir dieser Gegenstand gehört oder nicht. Auch ein Mietauto besitze ich für die Dauer der Nutzung. Wahrscheinlicher ist, dass Eigentum gemeint sein soll. Als Eigentum an einer Sache wird das staatliche gesicherte rechtliche Verhältnis bezeichnet, mit der Sache mehr oder weniger tun und lassen zu können was man will. (Versuch, die Lesbarkeit zu verbessern von Marianne) .
Wie sieht es nun mit Eigentum in der Kommune aus? Wir alle haben Privateigentum. Dazu gehören in jedem Fall alle Gegenstände des persönlichen Bedarfs wie Kleidung, Möbel, Fahrrad, Computer, Bücher und so weiter. Wer hat in meinem Bettchen geschlafen? Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Solche Fragen gibt es bei uns üblicherweise nicht. In der Regel legen die Kommunardinnen und Kommunarden jedoch eine große Bereitschaft zu teilen an den Tag. So landen viele ausgelesene Bücher in der Bibliothek oder Klamotten aus denen die Kinder herausgewachsen sind in der Kleiderkammer. Häufig kann ich, wenn mir etwas fehlt,(Marianne) jemanden ansprechen, um mir etwas auszuleihen.

Wir haben uns aber ausdrücklich dafür entschieden, darüber hinaus gehenden Wohlstand- und dazu gehören Dinge wie Autos, Produktionsmittel, Häuser und Grundstücke - zu sozialisieren. Wir halten es für eine gute Idee, wenn nicht eine einzelne Person Eigentümerin dieser Dinge ist, sondern wir alle zusammen. Wir entscheiden daher auch gemeinsam über beispielsweise die Neuanschaffung eines Autos oder Renovierungsarbeiten.

Worüber wir nicht im Plenum entscheiden sind Urlaube. Wenn ich Urlaub machen möchte, dann spreche ich das zuerst mit meiner Familie ab und dann mit meinem Kollektiv. Meine Kollegen müssen dann schließlich ohne mich auskommen und etwaige Aufgaben übernehmen. Und dann fahren wir in den Urlaub.

Die Kommune - ein Unternehmen?

Die grundlegende Rechtsform der Kommune in ein Verein. Vereine verfolgen Ziele. Unser Ziel ist „der Aufbau und die Weiterentwicklung eines Lebenszusammenhangs nach ökologischen und kollektiven Prinzipien.“ Dazu gehören für uns gemeinsames Leben und Arbeiten sowie die Befriedigung existenzieller (nicht nur unserer) Bedürfnisse. Unternehmen hingegen verfolgen hingegen mittels der Herstellung von Gütern und/oder Dienstleitungen eine Gewinnerzielung oder gar Profitmaximierung. In diesem Sinne sind die Betriebe der Kommune kein Selbstzweck, sondern Mittel, um unsere gemeinsame Ziele (siehe oben) zu verfolgen. So werden beispielsweise in unserer „Tagespflege Lossetal“ mit viel Engagement Demenzkranke betreut, gefördert und gepflegt. Und das Ganze im Kollektiv ohne Chef! Unser Bauunternehmen „Kommbau“ baut und dämmt mit ökologischen Baustoffen.

2020-hr_erlebnis_hessen.txt · Zuletzt geändert: 2020/08/14 17:51 von 192.168.1.173