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2020 - VHS Kurs Buchführung

Grundkurs Buchhaltung VHS Kassel 2020

1. Grundlagen

Was ist Buchführung?

Die Systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung.

Warum wird Buch geführt?

  • gesetzlich vorgeschrieben
    • Wenn Gewinn höher als 60.000€
    • wenn Umsatz höher als 600.000€
  • zum Überblick der Geschäftsvorfälle in einem Unternehmen

Aufgaben der Buchführung

  • Systematische Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle (z.B. Wareneinkauf und -verkauf, Lohnzahlungen, Schwund)
  • Erstellen von wertmäßigen Veränderungen des Vermögens und der Schulden
  • Ermittlung von Gewinn und Verlust

Grundsätze der ordnungsgemäßen Buchführung

  • übersichtlich
  • keine Unkenntlichmachungen
  • Geschäftsvorfälle sind fortlaufend, vollständig heißt lückenlos aufzunehmen
  • richtig
  • unter Einhaltung der Aufbewahrungsfristen, Bilanz, GuV, Belege (10 Jahre)

als Grundsatz der Buchführung gilt:

Keine Buchung darf ohne Beleg durchgeführt werden.

Als Beleg gilt ein Schriftstück, dass eine Transfer bezeugt. Dies muss eine Adresse, einen Betrag, ein Datum, Steuernummer enthalten.

Doppelte Buchführung

Wenn ein Geschäftsvorfall eines Unternehmens erfasst wird, wird diesem eine Kategorie zugeordnet, die ihn inhaltlich beschreibt. Ein Geschäftsvorfall kann so dargestellt werden, dass sowohl genannt wird von wo ein Wert verschoben wird und wohin ein Wert verschoben wird.

Die Idee der doppelten Buchführung besteht darin jeden Geschäftsvorfall genau auf diese Weise zu erfassen. Das heißt bei jedem Vorfall wird nicht nur notiert wofür Geld verwendet wird, sondern auf woher es stammt.

2. Inventur

Die Aufnahme des Vermögens und der Schulden.

Anlässe:

  • am Ende des Jahres
  • bei Eröffnung, Schließung, Verkauf des Unternehmens

Es wird als Verzeichnis über Art, Menge und Wert angelegt. Die Kategorien des Verzeichnisses werden als Konten bezeichnet. Das Gesamtverzeichnis aller möglichen Konten wird als Kontenrahmen bezeichnet.

Grundstruktur

A. Vermögensteile

I. Anlagevermögen (langfristig angelegt = mindestens 1 Jahr)

II. Umlaufvermögen (kurzfristig angelegt = weniger als 1 Jahr)

B. Schulden

I. langfristige Schulden

II. kurzfristige Schulden

Forderungen sind Beträge, die ich (noch) von Geschäftskunden verlange

Verbindlichkeiten sind Beträge, die Geschäftspartner (noch) von mir verlangen

Diese Struktur ist laut Handelsgesetz vorgeschrieben. Eine Inventur erfolgt immer vollständig in dieser Struktur.

3. Bilanz

Die Bilanz ist eine vereinfachte, tabellarische Form des Inventars, die Auskunft gibt über Mittelverwendung und -herkunft gibt.

Die Aktivseite gliedert sich danach wie schnell sich ein Vermögensgegenstand in Bargeld umwandeln lässt.

Die Passivseite gliedert sich in Eigen- und Fremdkapital. Das Fremdkapital nach der Laufzeit der Schulden gegliedert.

Die Aktivseite gibt Auskunft über die Verwendung der Mittel. Wie sind die Mittel angelegt?

Die Passivseite gibt Auskunft über die Herkunft der Mittel. Wem gehören die Mittel?

Beide Seiten beschreiben dasselbe, jedoch in einer verschiedenen Rücksicht beschrieben.

Bilanzveränderung durch Geschäftsvorfälle

AKTIV-Tausch = Ein Geschäftsvorfall tauscht Beträge auf der Aktiv-Seite, ein Posten wird weniger, ein Posten wird mehr.

AKTIV-PASSIV-Minderung (Bilanzverkürzung) = Ein Geschäftsvorfall mindert Beträge auf Aktiv- und Passivseite.

AKTIV-PASSIV-Mehrung (Bilanzverlängerung) = Ein Geschäftsvorfall mehrt Beträge auf Aktiv- und Passivseite.

PASSIV-Tausch = Ein Geschäftsvorfall tauscht Beträge auf der Passiv-Seite, ein Posten wird weniger, ein Posten wird mehr.

Darstellung von Geschäftsvorfällen mittels Auflösung in einzelne Bestandskonten

→ ¿Wie ist die Verwendung der Begriffe HABEN und SOLL?

Bei einem Geschäftsvorfall gibt HABEN die Herkunft einer Wertbewegung an und SOLL das Ziel einer Wertbewegung.i

Jeder Geschäftsvorfall verändert eine HABEN-Seite eines Sachkontos und eine SOLL-Seite eines anderen Sachkontos.

Schlussbilanzkonto

SollHaben
hier werden die Schlussbestände aller AKTIV-Konten aufgeführt, also die Verwendung meiner Mittelhier werden die Schlussbestände aller PASSIV-Konten aufgeführt, also die Herkunft meiner Mittel

4. Buchungssätze

In vordigitalen Zeiten (Spätmittelalter) enstand das Buchungswesen. Die Geschäftsvorfälle wurden auf zwei verschiedene Weisen dargestellt.

Grundbuch: (Im Grundbuch werden die Geschäftsvorfälle laufend in Form von Buchungssätzen notiert.)

Hauptbuch: (Im Hauptbuch werden Geschäftsvorfälle in bestimmten Intervallen in Gestalt von Bestandkontenbilanzen erfasst, sodass man zu diesem Zeitpunkt die Bestände aller Konten aktuell hat.)

Buchungssatz

Ein Buchungssatz ist eine Zusammenfassung eines Geschäftsvorfalls. Er enthält den Betrag und die berührten Konten. Ein Buchungsatz hat das folgende Schema.

[Konto mit Sollbuchung] an [Konto mit Habenbuchung] [Betrag]

Zur Bildung eines Buchungssatzes kann in Schritt vorgegangen werden.

1. Welche Konten sind berührt?

2. Handelt es sich um Aktiv- oder Passivkonto?

3. Handelt es sich um einen Zugang oder Abgang?

4.

a) auf welchem Konto wird im SOLL gebucht?

b) auf welchem Konto wird im HABEN gebucht?

Beispiel:

Jemand kauft Waren im Wert von 500€ mit Bargeld.

[Waren] an [Kasse] 500€

zusammengesetzte Buchungssätze

Zusammengesetzte Buchungssäze sind solche, die mehr als ein Konto betreffen.

Beispiel:

Die Hofladeneinnahmen vom Wochenende setzen sich aus Verkäufen mit 7% und 10,7% Mehrwertsteuer zusammen.

Struktur:

SollkontenHabenkontenSOLLHABEN
[Sollkonto]
[Sollkonto 2]
Betrag
an [Habenkonto]
an [Habenkonto 2]
Betrag


5. Gewinn- und Verlustrechnung

Aufwandsbezogene Buchung

Wenn Waren lediglich zum Zweck des Weiterverkaufs eingekauft werden, lässt sich dieser Prozess mittels dreier Konten darstellen.

  • WarenEinkaufsKonto WEK (Dasjenige, was für die verkauften Waren selbst bezahlt worden ist.)
  • WarenVerkaufsKonto WVK (Dasjenige, was für die verkauften Waren eingenommen worden ist.)
  • Gewinn- und Verlustkontos

WEK und WVK sind Unterkonten des Gewinn und Verlustkontos (GuV).

GuV ist ein Unterkonto des EK-Kontos.

Also sind alles Passivkonten

Beispiel:

Wareneinkauf: WEK an Kasse

Warenverkauf: Kasse an WVK

Buchung der Aufwendung auf das GuV-Konto: GuV an WEK

Buchung des Erlöses auf das GuV-Konto: WVK an GuV

Buchung des Gewinns auf das EK-Konto: GuV an EK

Buchung des Verlust auf das EK-Konto: EK an GuV

In diesem Schema

Unterstellt ist in diesem Prozedere, dass immer dieselbe Menge gekauft und verkauft wurde.

Bei Mengenungleicheit:

Bestandsminderung

Liegt bereits ein Bestand im Lager vor, der in einem späteren Verkauf mitverkauft wird, finden zwei weitere Buchungen statt.

  • es findet eine Inventur des Warenlagers statt, die die Schlussbilanz (SB) des Warenlagers ermittelt
  • zur Herstellung des korrekten Saldo im Warenlagerkonto wird ein Eintrag WEK gemacht, der in das Konto WEK auf die SOLL Seite gebucht wird: WEK an WAREN (Warum nicht WVK an WAREN)?

Bestandsmehrung

Liegt bereits ein Bestand im Lager vor, der nach einem späteren Verkauf erhöht ist, finden zwei weitere Buchungen statt.

  • es findet eine Inventur des Warenlagers statt, die die Schlussbilanz (SB) des Warenlagers ermittelt
  • zur Herstellung des korrekten Saldo im Warenlagerkonto wird ein Eintrag WEK gemacht, der in das Konto WAREN auf die SOLL Seite gebucht wird: WAREN an WEK

Erfolgskonten

Aufwands- und Ertragskonten werden als als Erfolgskonten bezeichnet. Deren Ermittelung erfolgt über/für einen Zeitraum.

Aufwandskonten

Kontenrahmen/Kontenplan

Ein Kontenrahmen ist der Versuch die Geschäftsvorfälle eines Unternehmens in für dieses Unternehmen sinnvolle Kategorien zu sortieren.

Enstandene Kosten, die meine Bilanzsumme insgesamt verringern, werden auf sogenannte Aufwandskonten gebucht. Sie stellen also AKTIV-PASSIV -Minderungen dar. Diese sind wie das Wareneinkaufs- und Warenverkaufskonten ebenfalls Unterkonten des Eigenkapitalkontos und damit PASSIV-Konten. Das Wareneinkaufskonto ist ein Aufwandskonto.

Deren Schlussbeträge werden ebenfalls auf das Gewinn- und Verlustkonto gebucht.

Ertragskonten

Erzielte Einnahmen, die meine Bilanzsumme insgesamt erhöhen, wird auf sogenannte Ertragskonten gebucht. Sie stellen also AKTIV-PASSIV-Mehrungen dar. Diese sind ebenfalls Unterkonten des Eigenkapitalkontos damit PASSIV-Konten. Deren Schlussbeträge werden auch auf das Gewinn- und Verlustkonto gebucht.

Gewinn- und Verlustkonto

Aufwands- und Ertragskonten werden als gesammelt als Erfolgskonten bezeichnet. Deren Ermittelt erfolgt über/für einen Zeitraum.

Das GuV-Konto wird ebenfalls für einen Zeitruam geführt.

Alle Erfolgskonten haben keinen Anfangsbestand und keinen Schlussbestand.

(Privatkonten sind auch Unterkonten von EK, aber keine Erfolgskonten.)

Bestandskonten

Haben einen Anfangsbestand und einen Schlussbestand. z.B. Warenkonto. Deren Ermittlung erfolgt für einen Stichtag.

Umsatzsteuer

Die Umsatzsteuer ist eine Steuer, die auf den Verkauf jeder Dienstleistung und jedes Gutes erhoben wird. Unternehmen erheben diese für den Staat und weisen sie auf ihren Rechnungen aus. Die Steuer wird monatlich an das Finanzamt abgeführt und dabei mit der selbst vom Unternehmen bezahlten Umsatzsteuer (beim Einkauf von Dingen) verrechnet. Die Schlussbestände der beiden Konten werden miteinander verrechnet.

Im Rahmen der Buchhaltung wird die eingenommene Umsatzsteuer auf ein Verbindlichkeitskonto gebucht, weil diese dem Finanzamt geschuldet wird. Die bezahlt Umsatzsteuer wird auf ein Forderungskonto gebucht, weil diese vom Finanzamt an den Unternehmer geschuldet wird. Wird mehr Umsatzsteuer eingenommen als gezahlt, findet eine Zahlung an das Finanzamt statt. Wird mehr Steuer bezahlt als eingenommen, findet eine Gutschrift statt.

Die Umsatzsteuer ist gewinnneutral.

Abschreibungen

Wenn ein Unternehmen Anschaffungen tätigt (Anlagevermögen), wird dieser Wert mit der Kaufsumme in die Bilanz genommen. Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass viele Gegenstände durch Beanspruchung an Gebrauchswert verlieren, vom technischen Fortschritt überholt werden ect., wird jährlich eine festgelegte Prozentzahl des ursprünglichen Werts von der Bilanz abgezogen. Dieses jährliche Abziehen nennt man Abschreibungen.

Die jährliche „Wertminderung“ wird auf das Aufwandskonto „Abschreibungen“ gebucht. Die Bilanzsumme und der Gewinn werden dadurch geringer.

Abschreibung finden in Deutschland immer linear statt, das heißt, dass jedes Jahr der gleiche Betrag abgezogen wird.

Finanzämter führen für verschiedene Gegenstände Abschreibungstabellen, die eine ungefähre Nutzungdauer festlegen. Über diesen Zeitraum wird jährlich der Anteil abgezogen.

Im letzten Jahr wird nur so viel abgezogen, dass jedes Investitionsgut noch mit 1€ in der Bilanz steht. Dieser „Erinnerungswert“ hat den Zweck, dass diese Güter nicht aus der Bilanz verschwinden. Deren tatsächlicher Gebrauchs- oder Marktwert sind die stillen Reserven des Unternehmens.

Zuschreibungen

Investionsgüter deren Wert steigt, werden mit jährlichen Zuschreibungen versehen.

Privatkonten

Wird sich in einem Unternehmen an Geld, Waren oder Nutzung von Gegenständen privat bedient, wird dies auf zwei separate Konten gebucht. Beide sind Unterkonten des Eigenkapitals, werden jedoch nicht im GuV-Konto verrechnet. Die Schlussbestände beider Konten werden auf EK gebucht.

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